IDE-Interface für MSX

Am 21. September 1996 hat Henrik Gilvad aus Kopenhagen (Dänkemark) auf der MSX-Messe in Zaandvort (Holland) sein brandneues IDE-Interface für den MSX vorgestellt. Der Preis an sich war schon eine kleine Sensation: 90 holländische Gulden, umgerechnet etwa 580 Schilling. Man kann jetzt das Modul über Stichting Sunrise (Holland) oder über Sunrise Swiss (Schweiz) erwerben.

Die technischen Merkmale des Moduls:

- Steckmodul für MSX2, MSX2+ u. MSX-Turbo-R in der "Konamispiel-Modul-Größe" (kleines Modul) mit 40pol.
  Anschluß für IDE-Kabel

- Integriertes BIOS besteht aus 128 kB-Flash-EPROM, welches rasches und problemloses BIOS-Update ermöglicht.
  Update-Versionen bald auch über Internet erhältlich

- Das derzeitige BIOS vom 5. 10. 96 enthält ein eingebautes MSX-DOS 2.20. Es ist somit ein vollwertiges MSX-DOS
  2.20-Modul

- Man kann entweder eine Festplatte, eine Festplatte und ein CD-ROM-Laufwerk oder zwei Festplatten anschließen

- Die Festplatte wird in Partitionen zu 32 Megabytes gegliedert; maximal 31 Partitionen sind pro Platte möglich, das ergibt
  eine nutzbare Gesamtkapazität von 992 Megabytes pro Festplatte

Welchen Vorteil bietet das IDE-Interface gegenüber SCSI?

IDE-Festplatten sind deutlich billiger als SCSI-Festplatten und sind auch gebraucht leichter zu erhalten. Bei SCSI-Festplatten kann man nur 6 Partitionen zu 32 MB pro Platte nutzen; das sind 192 MB. Das IDE-Interface nutzt hingegen 31 Partitionen mit einer Gesamtgröße von 992 MB. Weiters ist das IDE-Übertragungsprotokoll einfacher aufgebaut, sodaß die Festplatte beinahe die gleiche Zugriffsgeschwindigkeit erhält wie der Hauptspeicher (RAM).

Hinweis lt. Sunrise Swiss:

SCSI-Interface: 80 % Steuerinformation, 20 % Daten
IDE-Interface:   20 % Steuerinformation, 80 % Daten

Wie erfolgt der Zugriff auf die Partitionen, da der MSX doch nur 8 Laufwerksbuchstaben (von A bis H) zuordnen kann?

Aus diesem Grund werden nur maximal 6 Partitionen direkt einem Laufwerksbuchstaben zugeordnet. Mit dem Utility PAR.COM können die Partitionen der ersten Festplatte ähnlich dem Memorymapper ausgetauscht werden.

Beispiel:

PAR B=6     ; weist dem Laufwerk B die 6. Partition zu
                     (Laufwerk von A - F, Partition von 0 - 31)

PARID1.COM macht dasselbe für die zweite Festplatte.

Für den Zugriff auf das CD-ROM-Laufwerk werden Utilities mitgeliefert, mit denen man indirekt auf die Daten der CD-ROM zugreifen kann:
 
 
CCD.COM  entspricht CD wechselt in ein Unterverzeichnis auf der CD - bis zu 7 Ebenen
CDIR.COM entspricht DIR zeigt Inhalt des aktuellen Direktories auf der CD-ROM
CCOPY.COM entspricht COPY kopiert Datei von CD-ROM auf ein anderes Laufwerk
CTYPE.COM entspricht TYPE zeigt Textdatei von CD-ROM auf Bildschirm
CDP.COM ist ein CD-Player für Audio-CDs
 

Eine direkte Einbindung einer CD-ROM mittels eines Laufwerksbuchstabens ist derzeit technisch noch nicht möglich.

Um das Interface beim Booten des MSX-Rechners zu umgehen, hält man gleich nach dem Einschalten bzw. nach dem Drücken der Reset-Taste die "GRAPH"-Taste so lange gedrückt, bis sich das MSX-DOS, das Programm oder das BASIC meldet. So wird der IDE-Teil ignoriert und das Modul arbeitet wie ein MSX-DOS 2.20-Modul. Soll auch noch das DOS2 deaktiviert werden, so muß man zusätzlich zur "GRAPH"-Taste auch noch die "SELECT"-Taste gedrückt halten.

Das Interface arbeitet sowohl in Slot 1 als auch in Slot 2 des MSX-Computers. Zum Programmieren des Flash-BIOS muß es sich allerdings in Slot 2 befinden. Es darf nur unter reinem MSX-DOS 1 programmiert werden; auch das MSX-DOS2-ROM muß deaktiviert sein, da ansonsten der Computer beim Programmieren abstürzt.

Das Programmieren erfolgt daher folgendermaßen:

Eine Diskette mit MSX-DOS 1 in das Diskettenlaufwerk A einlegen (Dateien MSXDOS.SYS und COMMAND.COM). Reset-Taste drücken. Die Tasten "GRAPH" und "SELECT" (beim Turbo-R zusätzlich "1") solange gedrückt halten bis sich das MSX-DOS mit A:> meldet. MSX-DOS-1-Diskette entfernen und in das A-Laufwerk die Diskette mit dem neuen BIOS einlegen. Mit dem Befehl FLASHDOS startet man dann die Programmierung. Man wird auf dem Bildschirm laufend über den Fortschritt der Programmierung informiert. Nach etwa zwei Minuten ist der Vorgang beendet und man kann das Interface bestimmungsgemäß verwenden.

Abschließend möchte ich mitteilen, daß auch der gemeinsame Betrieb eines IDE-Interface mit einem SCSI-Interface technisch möglich ist. In der Praxis werden dann aber wegen der beim MSX nur acht möglichen Laufwerksbuchstaben Probleme auftreten. Weiters ist es mir gelungen eine IDE-Festplatte so zu partitionieren, daß man sie abwechselnd sowohl mit dem MSX-Interface als auch im PC verwenden kann, wobei der PC auch auf die MSX-Partitionen zugreifen kann und beide Systeme von der gleichen Platte booten können. (Allerdings war es nicht einfach; ich mußte die Partitionstabelle ähnlich wie beim MSX/PC-Netzwerk "händisch" bearbeiten).

Franz Bachler

 zurück